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„Polizei! Öffnen Sie die Tür!“

Wer diesen Satz liest, stellt sich wohl in den meisten Fällen eine laute, entschlossene und aggressive Stimme vor. Ungeachtet ob männlich oder weiblich, beim Gegenüber wird dadurch etwas ausgelöst. Die Stimmung verändert sich: Panik macht sich breit, oder zumindest eine gewisse Verunsicherung. Kaum jemand wäre von der Dringlichkeit überzeugt, würde selbiger Satz leise, zurückhaltend oder verunsichert gesprochen werden.

Ein Bericht von Christoph Mödlhamer

 

Stimmtraining

Die Art, wie gesprochen wird, beeinflusst die Aussagekraft hinter den gesellschaftlich anerkannten Geräusch- und Tonfolgen, die wir als Worte erkennen. Eine Dimension, die der geschriebenen Sprache fehlt. Stimme schafft also Bedeutung – sie kann Aussagen bekräftigen, diese aber auch sabotieren: Alles eine Frage der Betonung. Ein weiteres bedeutungsstiftendes Element ist das nonverbale Verhalten oder Auftreten einer Person, etwa durch Mimik oder Gestik. Auch sie stiften Bedeutung. Und auch diese Dimension fehlt der geschriebenen Sprache. Eine entschlossene Stimme gepaart mit offensivem Auftreten erregt Aufmerksamkeit. Im Gegenteil wirkt eine zurückhaltende Stimme in Verbindung mit entschlossenem Auftreten eher irritierend. Es passt einfach nicht so wirklich zusammen; es ist nicht kongruent. Im Zusammenspiel von Stimme und dem nonverbalen Auftreten entsteht somit erheblicher Gestaltungsspielraum. Hier zu optimieren, ist nicht nur zentral für werdende SchauspielerInnen. Auch im Alltag kann jede/r davon profitieren, ihre/seine Stimme und ihr/sein Auftreten zu trainieren. Das hilft letztlich, um auf der Bühne zu überzeugen – sei es nun die Theaterbühne oder die Bühne des Lebens.

Dass alle Menschen von Schauspieltechniken profitieren können, davon ist Christoph Galette überzeugt. Er bietet deshalb in Salzburg Schauspielworkshops und Stimmtrainings an. Der 32-jährige Reichenhaller wollte als Kind Moderator werden. „Ich habe früher stark genuschelt und sehr nasal gesprochen“ erklärt Galette. Deshalb fing er in Jugendjahren an, sich intensiver mit Sprache zu beschäftigen. Mit Erfolg: „Durch das Stimmtraining entwickelte ich eine klare und voluminöse Stimme. Das steigerte mein Selbstbewusstsein ungemein.“ Er bemerkte, dass sich Methoden von Stimmtrainern sehr gut im Alltag anwenden ließen. Dadurch entdeckte er sein Talent: „Ich erkenne, wenn bei Personen sprachlich etwas verkrampft ist und wo stimmlich noch Potenzial besteht.“ Während er sich mit Sprache und Stimme auseinandersetzte, wurde er auf die Schauspielerei aufmerksam. Er absolvierte eine Schauspielausbildung in Berlin am Michael Tschechow-Institut. Tschechow entwickelte in den 1920ern einen neuartigen, heute immer beliebteren Zugang zur Schauspielerei. Die Tschechow-Methode fragt danach, wie eine Rolle beschaffen ist, wie sie spricht, wie sie sich bewegt und verhält. „Tschechow rückt dabei die Vorstellungskraft in den Fokus. Das genaue Ausmalen der Szenerie ist zentral. Die Imagination führt dazu, dass SchauspielerInnen die Rolle mit dem ganzen Körper leben und authentischer wirken“ erläutert Galette. Auch für die Stimme ist der ganze Körper unerlässlich: „Wir sprechen häufig nur aus dem Hals. Man benötigt aber den gesamten Körper, wie beim Resonanzraum einer Gitarre. Nur so kann guter Klang entstehen und das volle Potenzial der Stimme ausgeschöpft werden“, führt Galette weiter aus. Er kritisiert, dass es in der heutigen Gesellschaft immer weniger akzeptiert wird, Emotionen zu zeigen. Das führe dazu, dass Menschen Stimmungen unterdrücken. Sie verlieren ihr volles Stimmpotenzial. „Babies nutzen noch ihr volles Stimmpotenzial. Sie können stundenlang schreien, ohne heiser zu werden. Erwachsene hingegen werden sehr schnell heiser“, erklärt Christoph Galette.

In seinen Workshops gibt es keine Verkleidungen und kein Drehbuch. Am Ende steht keine Aufführung. Sie sollen vor allem einem dienen: Die TeilnehmerInnen befreien und sie stärken. „Dabei“, sagt Galette, „bewerte ich nicht, wer begabt ist für die Schauspielerei und wer nicht. Ich will Verkrampfungen lösen und dass die TeilnehmerInnen aus sich herausgehen.“ Mit seinem Kurs will er einen geschützten Raum schaffen, der Angst nimmt und zum Ausprobieren animiert. Unter seinen KursteilnehmerInnen befinden sich unter anderem SchauspielerInnen, ManagerInnen, StudentInnen und Wirtschaftscoaches. Laut Galette gibt es zwei Zielgruppen: „Eine Gruppe macht das als Ausgleich, um persönlich davon zu profitieren, etwa um aus der Schüchternheit auszubrechen und die andere macht das, um beruflich weiterzukommen, etwa angehende Schauspieler oder Moderatoren.“ Zur ersten Gruppe gehört Christina, eine treue Kursteilnehmerin. Die studierte Sport-, Kultur- und Eventmanagerin schätzt an Christoph Galettes Workshops vor allem die individuelle Kursgestaltung und die Freiheit, Neues auszuprobieren: „In den Kursen ist es nicht so wichtig, einen Text auswendig zu lernen. Das hindert eher, selbst zu spielen. Viel wichtiger sind das genaue Vorstellen der Situation und das Hineinversetzen in die Rolle. Der Rest kommt dann von ganz alleine.“ Besonders froh ist Christoph Galette über den Saal im JazzIt: „Das JazzIt ist die perfekte Location, um ein solches Training durchzuführen. Ich bin sehr dankbar, dass ich den Raum nutzen darf. Nach dem Kurs gehen wir meistens noch auf ein Getränk an die Bar, so lernt man sich ganz anders kennen und ausstehende Fragen können geklärt werden.“

 

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Schauspiel-/Stimmtrainer Christoph Galette

www.stimmdesign.com

Workshops (fast) jeden Mittwoch im Saal des JazzIt Salzburg


 

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