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wallflowering @ Arge Kultur Salzburg

Foto: Bernhard Müller

Von Carolina Forstner

Mau | er | blüm | chen

  • a) Mädchen, das beim Tanzen nur selten aufgefordert wird
  • b) unscheinbares Mädchen, das von Männern kaum beachtet wird
  • c) Person oder Sache, der wenig Beachtung, Aufmerksamkeit zuteil wird.[1]

So definiert der Duden eine Redewendung, die für das Stück der beiden Künstlerinnen Iris Heitzinger und Françoise Boillat, namensgebend war. Passend zur Thematik des Stückes, fand die Uraufführung am 8.3. statt, dem Weltfrauentag.

In ihrem Stück begeben sich Iris Heitzinger und Françoise Boillat auf die Suche nach der weiblichen Identität.

Schwarze, übergroße Lackkleider, Goldstiefeletten die unablässig im Scheinwerferlicht glitzern, aufdringliche Musik aus dem Background, kein Ton wird an diesem Abend die Lippen des Künstlerduos verlassen. Identitätslose Puppen. Durchdringende Blicke und mitreißende Mimik und Gestik lassen die Zuschauer gebannt eine Verwandlung beobachten – vom übergroßen Lederkleid und zurückhaltender Körpersprache zu irren Verrenkungen und Glitzerkleidchen – in ihrem Stück begeben sich Iris Heitzinger und Françoise Boillat auf die Suche nach der weiblichen Identität.

Wie die Schalen einer Zwiebel enthüllen die beiden Darstellerinnen in ihrer ersten gemeinsamen Arbeit, Schicht für Schicht, weibliche Stereotype, die Frauen im alltäglichen Leben nicht nur fremd, sondern auch als Maxime für die „moderne Frau“ anno 2017 gelten und voller Widersprüchlichkeiten stecken: Ja zu körperbetontem Frausein und sexy Inszenierungen. Aber: Wer legt nun wirklich fest was zeigenswert ist? Wer bestimmt die Marker für Sexappeal? Fragen die die eindringliche Performance der beiden Künstlerinnen in ZuschauerInnenköpfen entfachen. Nicht nur Boillats und Heitzingers packende Vorstellung, ließen die Verwandlung eines Mauerblümchens gelingen, auch die ausdrucksstarken Kostüme von Christine Hinterkörner, halfen das eigentliche Ich der Darstellerinnen zu retuschieren und eine Transformation zu entfachen die immer weiter in die Skurrilität abdriftet.

Die Backgroundmusik verhallt in Schweigen, die grellgrünen Perücken sind längst zur Seite geschmissen. Die funkelnden Glitzerschuhe abgestreift und beiseite gestellt. Auf kleinen Hockern sitzen sie und schminken sich ab. Zum allerersten und einzigen Mal während der gesamten Vorstellung wirken die unnahbaren Puppen menschlich, angreifbar nach dem Ablegen des Schutzpanzers aus Schminke und Pailletten.  Die Maskerade ist beendet, die Zwiebel geschält.

Vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan, als Vorbild für die moderne Frau, angepasst an das Schönheitsbild unserer Zeit: Schlank, schön und bloß nicht zurückhaltend sein, denn keinem fällt ein Mauerblümchen auf, oder?

[1] http://www.duden.de/rechtschreibung/Mauerbluemchen


Wallflowering – Eine performative Suche nach der weiblichen Identität

Konzept, Künstlerische Leitung, Performance: Iris Heitzinger & Françoise Boillat (Koproduktion: ARGEkultur)

In der ARGEkultur Salzburg


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