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"Gutmenschentheater"

© Andreas Hechenberger

Von Christoph Mödlhamer

Gebannt starren sie ins Publikum. Hat es schon angefangen? Wieso sind die DarstellerInnen nicht geschminkt? Warum die Kostüme so hässlich? Stört es, wenn ich noch ein bisschen mit meinem Snack raschle? Kurz noch aushusten. Es hat ja ohnehin noch nicht angefangen. Oder? Oder? Doch. Hat es! Da sitzen sie: die LaiendarstellerInnen. Gegenüber vier SchauspielerInnen, die dem Publikum einen Spiegel vorhalten.

Helga, die Ambitionierte, Bianca, die Kokette, Reinhard, der Lockere, und Gottlieb, der Penible. Um diese vier schauspielenden Menschen dreht sich das Stück des „Cabaret Dada de Salzbourg“ unter Regie von Bernadette Heidegger. In kurzweiligen und witzigen 13 Szenen, die in Summe mehr sind als nur ihre einzelnen Teile, erzählen sie von ihren Erfahrungen in und mit der Kunstwelt. Sie beleuchten das Theater hinter dem Theater: bei Proben, Castings und Premierenfeiern, zwischen Mobbing, Solidaritätsmangel, Korruption, Freunderlwirtschaft, feudalen Chefs und Ausbeutung. Der Schein dominiert dabei die Umwelt der vier semi-erfolgreichen und glücklosen SchauspielerInnen. Sie selbst geben sich gerne als Gutmenschen. Aber nur auf der Bühne. Sie zeigen dem Publikum auf, was gut, was böse, was schön, was hässlich ist. Was es zu fühlen und was es zu denken hat. Aber ist das auch echt? Authentisch?

"Gutmenschentheater"

© Andreas Hechenberger

Lässt sich dieser Schein aufrechterhalten – auch hinter den Kulissen? Nein. Die Realität bringt Zweifel, Hinterlistigkeit, erbitterte Machtkämpfe um die besten Rollen – auch mit dreckigen Tricks.  Verzweiflung macht sich breit, da eine Familie erhalten werden will. Eine Familie? Wie soll das gehen, bei einer Gage nahe am Hungerlohn. Zu oft wird erwartet, ihr Gut – das Schauspiel – unentgeltlich feil zu bieten. Der Schauspieldirektor? Der Intendant? Die, die in den Luxuslimousinen vorfahren. Wasser predigen und Wein saufen. Gute Rollen in bekannten Häusern? Ernüchternd; führt oft nur über die Betten der EntscheiderInnen.

Ein gelungenes, sehr unterhaltsames und witziges Stück, den täglichen Wahnsinn hinter den Kulissen karikierend. Frei von Plattitüden hält es dem Publikum teils gnadenlos den Spiegel vor. Aber es verrät auch über die Verletzlichkeit der SchauspielerInnen. Sie sind doch auch nur Menschen. Oder sind SchauspielerInnen sogar Gutmenschen? Ein Unwort – spätestens seit Sommer 2015. Wie sind die privat so? Spielt ihr da ebenfalls? Oder lebt ihr? Lügt ihr auch privat, so wie auf der Bühne? Wie kann man euch vertrauen – abseits der Bretter, die die Welt bedeuten? Fragen, wie sie SchauspielerInnen gerne hören. Antworten darauf sind schnell gefunden, wie das Ende dieses Stückes: ein eindeutiges und endgültiges |

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